Warte, gleich, einen Moment noch…

„Mama schau!“, „Mama hier.“, „So Mama?“ schreit meine dreijährige Tochter (ich nenne sie ab und zu immer noch Krümelchen) im Wohnzimmer herum, obwohl ich keine drei Meter von ihr entfernt stehe.
Ich, beladen mit einem Korb voller Schmutzwäsche, die sortiert werden möchte, einer Gedächtnisnotiz bezüglich Öffnungszeiten des Kinderarztes und dem Vorhaben, gleich mit dem Kochen anzufangen. Ich stehe also hier, schaue meiner Tochter zu, wie sie ihre Puppe verarztet und darauf wartet, dass ich zu ihr komme und genau zuschaue, was sie gerade macht. Doch ich habe immer noch alle Hände voll und es wird Zeit, das Abendessen vorzubereiten, damit nachher kein Drama entsteht. Ich sage daher zu ihr… (ich glaube jeder weiß, wie der Satz weitergeht), „Warte, einen Moment noch, ich komme gleich, ich muss das noch fertig machen!“

Wie oft sagen wir diese Worte am Tag zu unseren Kindern? Ich glaube, wenn ich darüber Buch führen würde, dann würde ich von Papier und Stift überhaupt nicht mehr wegkommen. Aber was soll ich machen? Es gibt Dinge, die erledigt werden MÜSSEN und das JETZT.
Natürlich sind auch Dinge darunter die, rein theoretisch, warten oder unterbrochen werden könnten, aber in letzter Zeit schwindet meine Energie, um alles aufzuschieben und ich möchte endlich Dinge fertigbekommen. Aber das will ICH und nicht mein Krümelchen.

Sätze wie „Spiel doch kurz allein, ich komme dann zu dir, wenn ich fertig bin.“ oder „Mama redet noch mit ihrer Freundin, wenn die Unterhaltung beendet ist, spiele ich wieder mit dir“, klingen doch eigentlich ganz gut und nach einem guten Kompromiss. Für mich zumindest. Meine Tochter hört anscheinend bla, bla und fordert weiterhin ein, was sie gerne möchte und das sind sehr viele Dinge.

Im besten Fall ist meine Tochter kooperativ, im schlechtesten Fall stößt alles, was ich sage auf taube Ohren, mündet in einem ihrer Wutanfälle oder dient zu ihrer Erheiterung. Und das, obwohl ich schon mit hochrotem Kopf vor ihr stehe.

Kommen solche Situationen häufig vor, kann das die Mutter-Kind-Beziehung auf die Probe stellen.
Wie lange halten wir beide an unserem derzeitigen Bedürfnis fest? Wer bekommt im Endeffekt, was er will? Wer ist am Ende frustriert? Wie gehen wir mit dieser Frustration dann um? Kampf, Flucht oder Starre? Das sind menschliche Reaktionen, die wir von Beginn an in uns haben, doch all das entschärft die Konfliktsituation leider nicht und meistens macht man es dadurch noch schlimmer.

Immer wieder tauchen Momente auf, in denen wir unsere Kinder vertrösten müssen. Oft will ich es auch nicht, denn auch ich freue mich darauf, mit meinem Krümel zu spielen, zu kuscheln oder einfach zu plaudern, ohne ständiges Gedankenkarussell, welches mich daran hindert, die Zeit mit ihr effektiv zu nutzen. Die Aussage „Qualität vor Quantität“ stimmt in meinem Fall tatsächlich. Wenn ich mich bewusst meiner Tochter widme, mein eigenes Verhalten und Spiel echt sind, dann profitieren wir beide davon. Wir verbringen eine schöne Zeit miteinander und im besten Fall habe ich dann wieder etwas Luft, um mein Ding zu machen.

Deswegen sage ich jetzt auch zu mir selbst „Warte, gleich, einen Moment noch, ich beschäftige mich gerade mit meinem Kind!“ Ich brauche den ständigen Druck und den Stress in meinem Kopf nicht. Es ist nicht notwendig, alles sofort zu erledigen, alles perfekt zu meistern. Es soll uns gut gehen und vor allem, wollen wir uns wohlfühlen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert